Im Zeitalter von Mega – Events, Blockbuster und eines zunehmend massenkompatiblen Kulturverständnisses erscheint es als ein Wunder, dass eine Idee wie die des GITARRENLAND Festivals überhaupt über sein Entwicklungsstadium hinaus ins Leben gerufen werden konnte.
Und doch – man reibt sich die Augen – ist dies gelungen und das Festival feiert in diesem Jahr gar sein 5jähriges Bestehen. Dass es sich dabei überdies um eine kulturelle Initiative handelt, welche von zwei Landkreisen in zwei benachbarten Bundesländern getragen wird, erhöht noch den Grad an Erstaunen des Betrachters. Die Maxime „große Kunst an kleinen Orten“ hat offenbar eine ungeahnte Attraktivität entwickelt. Und, wie es aussieht, scheint das Publikum entgegen allen Unkenrufen durchaus willens zu Neuentdeckungen und Erlebnissen, die sich dem Mainstream der „Zerstreuungskultur“ entziehen.
Es sind dabei jedoch nicht nur die angesagten Künstler, sondern die Einblicke in oft unbekannte musikalische Kulturen, die die große Anziehungskraft des Festivals ausmachen. Musik aus Spanien, Südamerika, oder – wie in diesem Jahr zum Beispiel aus Portugal, ungewöhnliche Kammermusikbesetzungen, Konzerte mit Gitarre und Orchester zählen nicht gerade zum gängigen Repertoire in unseren Konzertsälen. Gerade dies aber scheint ein Publikum anzuziehen, das eben nicht nur die Begegnung mit dem immer Gleichen und Bekannten sucht. Dass darüber hinaus Wert auf Beiträge herausragender einheimische Künstler und auf die Präsentation junger Talente gelegt wird, verstärkt noch die Wirkung der Veranstaltungsreihen
Im Jahr seines Jubiläums wird das GITARRENLAND Festival wieder mit einem Programm aufwarten, das die Herzen der Musikliebhaber höher schlagen lässt. Schon das Eröffnungskonzert am 16. Februar in der Burg Lichtenberg bietet ein ausgesprochenes Highlight. Wolfgang Weigel, neben seiner Rolle als künstlerischer Leiter des Festivals selbst eine der großen Figuren des internationalen Musiklebens, wird zusammen mit dem Cuarteto Latinoamericano ein Programm mit Musik argentinischer Komponisten präsentieren. Unter dem Motto Hommage an Buenos Aires – Tango in der Seele erklingen Werke von Carlos Guastavino, Alberto Ginastera, Máximo Diego Pujol und Astor Piazzolla. Dass das Streichquartett zu den besten der Welt gezählt wird und das Konzert in Kusel den Auftakt einer Tournee durch Deutschland darstellt, die das Ensemble unter anderem ins Konzerthaus Berlin führen wird, sei dabei nur am Rande erwähnt.
Neben diesem Ereignis werden weitere fünf Konzerte ein breites Spektrum musikalischer Genüsse vor dem Publikum der Region ausbreiten. So wird das zweite Konzert, die „Lange Nacht der Ibero-amerikanischen Gitarre“ am 22. Februar, spanische und südamerikanische Künstler präsentieren, die in der Region leben und Zeugnis über ihre jeweilige musikalische und kulturelle Herkunft ablegen. Hier seien als Beispiel nur Hector Zamora aus Mexico und das Ensemble Musikandes aus Chile genannt.
Im dritten Konzert am 9. März wird ein junger Künstler das Festival schmücken, der die bedeutendsten internationalen Konzertsäle füllt und mit seiner unvergleichlichen Virtuosität und mit seinem Charme die Ohren und Herzen seiner Zuhörer hypnotisiert. Rafaél Aguirre aus Málaga in Spanien macht eine atemberaubende Karriere. Nachdem er alle wichtigen internationalen Wettbewerbe gewonnen hatte und so sein Ruhm sich über den Globus verbreitete hat er inzwischen einen Status wie ein Rockstar der internationalen Musikszene erreicht und wird von Jung und Alt, von Fachleuten, von Laien und der Presse gleichermaßen gefeiert. Ob in der Carnegie Hall in New York, in der Philharmonie in Moskau oder in der Santori Hall in Tokyo, Aguirre verzaubert sein Publikum durch Schönheit und Können. Dass ein Konzert in der Pfarrkirche St. Ägidius in Kusel auf seiner Agenda steht ist ein großer Gewinn für die Region.
Das vierte Konzert am 16. März in der Gustavsburg in Jägersburg widmet sich der historischen Gitarre und beleuchtet ein kulturelles Erbe, dessen sich nur Wenige bewusst sind. Der deutsche Gitarrist Norbert Dams ist ein weithin geschätzter Botschafter der romantischen Gitarrentradition Mitteleuropas. Dass die Gitarre zu Zeiten von Haydn, Beethoven und Schubert in der Wiener Musikwelt ebenso populär war wie das Klavier und dass daher ein unerschöpfliches Repertoire an erstklassigen Kompositionen stammt, die heute fast niemand mehr kennt, wird Dams durch seine Interpretationen einer Auswahl der schönsten Werke aus der Wiener Gitarrenromantik dem Publikum nahe bringen. Dams versteht es, neben seiner Qualität als Interpret auch als Moderator durch seine Programme zu führen und dem Publikum so einen charmanten und zugleich kompetenten Eindruck in sein Thema zu vermitteln.
Das fünfte GITARRENLAND Konzert am 20. März in der Aula des Christian von Mannlich Gymnasiums in Homburg bringt mit Joscho Stephan und seinem Ensemble einen Künstler in die Region, dessen Ruhm als Botschafter seiner Kultur trotz seiner Jugend international ist – einer Kultur, die man mangels deutscher Entsprechung als Gypsy Jazz bezeichnet. Als der legendäre französische Jazzgitarrist Django Reinhardt (1910 – 1953) die „Zigeunermusik“ in die internationalen Konzertsäle brachte, war mit einem Schlag eine Brücke zum kulturellen Ausdruck einer Minderheit hergestellt, die gemeinhin unter einer allgemeingültigen und unumstößlichen Diskriminierung litt. Dass diese nichts an Intensität und Aktualität eingebüßt hat, ist untrüglich an den Diskussionen über die Gefahren, die uns durch zuwandernde Sinti und Roma aus Rümänien und Bulgarien blühen, abzulesen. Was Joscho Stephan jedoch gelingt, ist, dass seine Musik über ihr unverkennbares Erbe hinaus eine universelle Sprache ist und keinerlei ethnischer Etikettierung mehr bedarf. Wer ihn hört, verfällt seiner Virtuosität und seiner Ausstrahlung.
Im Abschlusskonzert des 5. GITARRENLAND Festivals (27. März ebenfalls im Christian von Mannlich Gymnasium) kommt eine Musik zu Wort, die hierzuland für eine kleine Gruppe von Liebhabern als unverzichtbare „Droge“ wirkt. Der Fado aus Portugal wird auch als der „Blues von Portugal“ bezeichnet, zurecht in dem Sinne, als dass er die Gefühle tiefer Freude und Wehmut – besonders – der Bewohner von Lissabon zum Ausdruck bringt. Was das Chanson für Paris, der Flamenco für Andalusien, der Tango für Buenos Aires ist, das ist der Fado in immer neuen Variationen für Lissabon, der Stadt des Lichts und des Fernwehs. In Raquel Tavares hat der Fado eine junge Stimme gefunden, die nicht nur die Traditionalisten, sondern auch das moderne junge Publikum in den Bann zieht. Neben den internationalen Stars der Szene Misia, Mariza und Ana Moura gehört Raquel Tavares einer neuen Generation von Sängerinnen an, die den Gefühlen, die im Fado vermittelt werden, eine ebenso aktuelle wie universell gültige Stimme verleihen.
GITARRENLAND hat sich im Laufe seines Bestehens einen festen Platz erspielt, der aus der Kulturlandschaft kaum mehr wegzudenken ist. Steht zu hoffen, dass auch in diesem Jahr das Publikum mit den Füßen abstimmt und seine Unterstützung durch zahlreichen Besuch der Konzerte in der Großregion manifestiert.
Kartenverkauf
Eintrittspreise sind 13 Euro für das Konzert, 7 Euro ermäßigt. Der Festivalpass kostet für einen Erwachsenen 30 Euro, für die Familie (zwei Erwachsene und zwei Kinder) 60 Euro. Karten und Pässe für das Konzert im Forum in Homburg sind erhältlich über die Kreisverwaltung Kusel, Telefon 0 63 81 / 4 24 – 4 96 oder im Internet unter http://www.ticket-regional.de.
Titelbild: Raquel Tavares. Sie gehört zu der neuen Generation, die den „Blues von Portugal“ singen und spielen.
PM: Saarpfalz-Kreis
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