Von einer zarten Freundschaft in einer ruppigen Welt erzählt Regisseurin Reichardt, in aller Ruhe und mit ungewöhnlichen Bildern. „Ritte durch die endlose Prärie. Türkisblaue Seen. Bohnen und Speck brutzeln in der Pfanne, dazu
eine Kaffeekanne am Lagerfeuer. All diese liebgewonnenen Western-Bilder wird man in „First Cow“ nicht sehen – einem wunderlichen und wunderbaren Film der US-Regisseurin Kelly Reichardt über den sogenannten Wilden Westen, über Freundschaft, über Aufbruch, Kapitalismus – und Milchbrötchen. In unserer Gegenwart beginnt der Film, eine Frau mit Hund spaziert durch den Wald, der Hund scharrt im Boden und entdeckt etwas Merkwürdiges: zwei Skelette, die einträchtig nebeneinander liegen.“ (Tobias Kessler, SZ)
Melancholischer Humor zieht sich durch viele Szenen dieses betörend langsamen, aber nie langatmigen Films – einmal lässt die Regisseurin ein Schiff von links nach rechts durchs Bild fahren, eine Minute lang. „First Cow“ erzählt mit seinen beiden brillanten, sehr subtil spielenden Hauptdarstellern von zwei Träumern, die dennoch nicht realitätsfern sind, aber sich doch zu übernehmen scheinen. Herzerwärmend ist diese Geschichte einer großen Zuneigung und passt zu dem Satz des englischen Dichters William Blake, der dem Film vorangestellt ist: „Dem Vogel ein Nest, der Spinne ein Netz – dem Menschen Freundschaft.“
engl. OmU | USA 2019 | ca. 122 Minuten | FSK: ab 12 Jahre
Regie und Schnitt: Kelly Reichardt; Kamera: Christopher Blauvelt; mit John Magaro, Orion Lee, Toby Jones, Scott Shepherd, Gary Farmer, Lily Gladstone
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