“Lenin kam nur bis Lüdenscheid” ist eines der ersten Bücher von Richard David Precht, das die Kindheit des inzwischen sehr bekannten Philosophen (“Wer bin ich und wenn ja wieviele”) behandelt.
Die Verfilmung des Buches, eine Doku mit den humorvollen und wehmütigen Kindheitserinnerungen des Autors Richard David Precht, zeigt die Kinowerkstatt St. Ingbert am Sonntag und Montag, jeweils um 20 Uhr: Geboren in einer Zeit, die von politischen Umwälzungen in Deutschland und der ganzen Welt geprägt ist, erinnert sich Richard David Precht an den sozialistischen Kosmos seiner Kindheit: Seine Solinger Familie erschafft ein kleines linkes Universum inmitten kapitalistischen Feindeslandes. Vater Precht liest Marx und Engels, während Sohn Richard diese Rauschebärte mit Tiervater Brehm verwechselt.
Der Junge entwickelt eine ganz eigene Weltsicht, in der etwa die DDR ein riesiger und paradiesischer, durch eine hohe Mauer geschützter Zoo ist. Mutter Precht trennt scharf zwischen Gut und Böse, Sozialismus und Kapitalismus: So ist Coca-Cola zu Hause ebenso verpönt wie Raumschiff Enterprise. Richard und seine Geschwister, von denen zwei aus Vietnam adoptiert wurden, dürfen aber Asterix lesen, weil das französisch, also irgendwie subversiv ist und die Römer die Besatzer sind, also ähnlich wie die Amerikaner.
“Im 40. Jubiläumsjahr der 68er rückt der kindliche, unverklärte Blick des Kindes die Bewegung der 68er in ein neues, ebenso unterhaltsames wie erhellendes Licht. Der Film ist eine liebevolle Auseinandersetzung mit der Wucht ideologischer Erziehung, die zwar fortschrittlich daherkam, aber ein Kind nicht wirklich auf die Zukunft vorbereitete. Mit ironischem und selbstironischem Blick zeichnen der Autor Richard David Precht und der Kölner Dokumentarfilmregisseur André Schäfer eine Kindheit in der westdeutschen Provinz nach und bringen die großen Ereignisse jener Jahre in ganz andere, kleinere und sehr private Zusammenhänge.” (Der Regisseur)
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